Die Borderline-Persönlichkeitsstörung kann eine schwerwiegendere, komplexe und oft chronisch verlaufende psychische Störung sein, welche die Betroffenen selbst sowie deren soziales Umfeld häufig an die Grenzen ihrer emotionalen Belastbarkeit führt.
Viele berichten über tiefgreifende Gefühle der Unsicherheit bzgl. der eigenen Identität und Integrität; Selbstbild, Zielsetzung und Präferenzen sind sehr instabil. Sie leiden unter dem Gefühl, scheinbar «leer, einsam und verlassen zwischen allen anderen» zu existieren.
Dabei können Einstellungen, Gewohnheiten oder Wertvorstellungen von Personen, mit welchen Betroffene zusammen sind, derart beeinflusst werden, dass sie das Gefühl haben, keine eigene Identität zu besitzen. Charaktereigenschaften können nicht als konstante Eigenschaft akzeptiert werden, diese werden anhand Rückmeldung, Beurteilung oder Erfolgserlebnissen reevaluiert.
Mitunter zeigt sich auch eine stark negativ verzerrte Wahrnehmung des Körperbildes; Borderliner fühlen sich wie «abgeschnitten von sich selbst».
Kennzeichnend ist die Erfahrung einschiessender, lang anhaltender, aversiver und intensiver Spannungszustände. Dabei können innert Sekunden Wechsel von Euphorie zu tiefster Traurigkeit oder unangemessene Wutausbrüche bis hin zu Kontrollverlust auftreten.
Oft leiden die Betroffenen unter dem chronischen Gefühl innerer Leere - eine Art Gefühllosigkeit, auf Basis subjektiver Erfahrung von Hilflosigkeit und Ohnmacht oder Langeweile im Sinne von plötzlich einsetzenden Episoden «emotionaler Taubheit».
Etwa 60 Prozent der Betroffenen entwickeln dissoziative Symptome, welche von anhaltenden Intrusionenen bestimmt werden. Vorherrschend sind ich-dystone pseudopsychotische Symptome, magisches und paranoides Denken. Sogenannte «Aussetzter» des Realitätsempfindens werden von intakten Fähigkeiten der Realitätsüberprüfung differenziert, welche sich symptomatisch mittels Depersonalisation, Derealisation und halluzinogenen Erscheinungen äussern können.
Es zeigen sich ein übertriebener Argwohn und hoch ausgeprägtes Misstrauenspotential gegenüber anderen, geprägt von massivst selbstabwertenden Grundannahmen wie zum Beispiel: «Keiner würde mich lieben, wenn er mich richtig kennen lernen würde» oder «Ich bin ein schlechter Mensch. Ich verdiene es, bestraft zu werden».
Eine grundlegende Wahrnehmung der Borderliner sind Gefühle in Richtung «anders zu sein als alle anderen» sowie «einsam, verlassen und unberührt zwischen allen anderen» zu existieren. Trotz ständiger Betonung, dass sie vor nichts und niemandem Angst haben, verbirgt sich hinter der scheinbar unverletzlichen Fassade der Borderlinepatienten grosse Angst vor dem Alleinsein oder vor Selbstverlust; so verlieren sie häufig das Gefühl für die Realität ihrer Existenz. Mit extremen Mitteln wie Suizidversuchen setzen sie nahestehende Personen unter Druck und versuchen das Verlassenwerden zu vermeiden.
Einerseits sehnen sich nach Intimität und Nähe, ängstigen sich aber gleichzeitig schrecklich davor. Bei zu viel Nähe entsteht die Angst vor Verschmelzung oder Verschlingung, wobei als Folge die Vermeidung von Intimität oder tiefen Gefühlen resultiert.
Zwischenmenschliche Beziehungen zeichnen sich durch einen raschen Wechsel zwischen den beiden Extremen einer Überidealisierung und anschliessender Abwertung anderer aus; das grundlegende Dilemma scheint demnach, dass die Betroffenen weder kontinuierlich in Beziehungen sein, noch ohne sie leben können. Das Eingehen und Aufrechterhalten stabiler zwischenmenschlicher Beziehungen ist erschwert. Unter anderem ist auch von einer Störung des Vertrauens bzw. Bindungsstörung die Rede, was mittels Annäherungs-Vermeidungs-Dilemmas erklärt: Stress-Erzeugende oder traumatisierende Bezugspersonen wurden simultan als Quelle von Angst und als sichere Basis erlebt. Infolge massiver Vernachlässigung und der Erfahrung, dass Beziehungen häufig mit Verlust, Willkür, Gewalt, psychischem oder sexuellem Missbrauch gekoppelt waren, prägt die Borderline-Patienten ein hohes Misstrauenspotenzial.
Verschwenderischer Umgang mit Geld, Missbrauch von Substanzen, rücksichtsloses Autofahren, Promiskuität, Ladendiebstahl oder unkontrollierbare Essanfälle sind häufig auftretende, potenziell selbstschädigende Verhaltensweisen, welche zur Reduktion innerer Spannungszustände eingesetzt werden. Augenscheinlich sind in diesem Zusammenhang auch selbstverletzende Verhaltensweisen, wie z.B. Schnittverletzungen an der Innenseite des Unterarmes, Brandverletzungen durch Zigaretten oder Kopf an die Wand schlagen, welche u.a. zum subeuphorischen Erleben im Sinne von Stimmungsaufhellung, Verbesserung der Konzentration oder lustvollem Erleben eingesetzt werden.
Beginnend mit impulsiver Selbstbestrafung oder zur Ablenkung psychischen Leidens, entwickelt sich daraus mit der Zeit ein ritualisiertes Verhalten mit Suchteigenschaft. Schmerz oder Blut vermittelt den Leidenden ein Gefühl von Wärme und Lebendigkeit, welches in einem Zustand von Befreiung und Erleichterung von innerem Druck endet.
Gründe für selbstverletzende Verhaltensweisen sind unterschiedlich, angegeben werden zumeist das Spüren körperlicher Schmerzen, um seelischen Schmerz zu überwinden, gefolgt von Selbstbestrafung und das Steuern von Gefühlen. Im Weiteren werden die Aspekte Kontrolle ausüben, Ärger ausdrücken und fühlen, um Gefühllosigkeit zu überwinden, genannt. Es kann auch wiederholt zu Suiziddrohungen und Suizidversuchen kommen.
Um es mal nicht so kühl und sachlich zu beschreiben, die kleine Anleitung:
Dies mutet jetzt zwar etwas ironisch an, trifft jedoch genau den Punkt...