Das Erlernen eines selbstregulatorischen Repertoires, um z.B. das Erleben und den Ausdruck von Gefühlen zu steuern, hemmen und kontrollieren scheint essenziell, da andernfalls die Entwicklung von zielgerichtetem und sozialem Verhalten beeinträchtigt wird.
Betroffene haben Schwierigkeiten, Gefühle zu steuern und leiden unter mangelnder Impulskontrolle – mitunter haben sie auch Angst vor Gefühlen: Gefühle können zwar wahrgenommen, aber nicht differenziert, zugeordnet und benannt werden. Dabei werden Gefühle als aversive und oft unerträgliche Spannungszustände wahrgenommen.
In der Folge sind Sprachlosigkeit, Kommunikationsschwierigkeiten, unreflektiertes Verhalten, herausplatzen mit Antworten, Ausbrüche von gewalttätigem sowie bedrohlichem Verhalten, innere Leere, subjektiv empfundener Kontrollverlust über Arme und Beine vorherrschend, wobei Selbstverletzungen und andere dysfunktionale Verhaltensweisen der Unterbrechung der Spannung dienen können.
Skills, d.h. Fertigkeiten bezeichnen im Allgemeinen erlernte oder erworbene Verhaltensanteile. Viele verwenden Skills im Alltag, dabei setzen wir sie häufig automatisch ein, ohne dies zu wissen. Gewisse Personen haben sich dysfunktionale Verhaltensweisen, wie z.B. Nikotin- oder Drogenkonsum, Selbstverletzung oder Essattacken zur Selbstregulation angeeignet – dies sind jedoch keine Skills, obwohl sie kurzfristig zwar innere Spannung lösen können, langfristig jedoch schaden sie.
Im psychotherapeutischen Bereich prägte Marsha M. Linehan den Begriff «Skills» im Zuge der Entwicklung der Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT) für Störungen der Emotionsregulation (wie sie sich z.B. bei Borderlinepatienten findet). In der DBT sind Skills Fertigkeiten zur akuten Krisenbewältigung, wobei Betroffene lernen können, dysfunktionale Verhaltens-, Gefühls- und Denkmuster eigenmächtig zu verändern. Grundsätzlich geht es darum, extreme Reaktionen durch ausgeglichenere Reaktionen zu ersetzen. Skills sollen für den Moment das Überleben sichern, eine kurze Zeit überbrücken, um danach neue Gedanken fassen und nach anderen Wegen suchen zu können. Jedes Verhalten, welches in schwierigen Situationen kurzfristig wirksam ist und langfristig nicht schädlich ist, kann demnach als Skill verstanden werden.
Skills sind jedoch NIE gleich wirkungsvoll wie das zu ersetzende Dysfunktionale!
Bei ausreichend innerer Veränderungsbereitschaft und Verantwortungsübernahme, einen neuen Weg einzuschlagen, können Skills zur Impulskontrolle eingesetzt werden (d.h. den bewussten Entscheid hin zum Kontrollverlust abwehren und einschiessende Hochspannungszustände, welche max. 12 Minuten anhalten, überbrücken und aushalten).
So können z.B. psychotrope Substanzen, Zucker oder Selbstverletzung nicht 1:1 mit Chillischoten, Eisspray oder Sport abgelöst werden. Betroffene können aber lernen, statt emotionale Spannungszustände oder Craving mittels dysfunktionaler Verhaltensmuster situativ zu verschlimmern, diese erfolgreich zu bewältigen.
Skills wirken über unterschiedliche Kanäle, bei den meisten Personen sind unter Hochstress nur bestimmte Zugangskanäle offen. Dabei scheint es essentiell, zunächst herauszufinden, welche Zugangskanäle auch bei hoher Anspannung noch offen sind. Anschliessend wird einem bewusst, welche Skills man bei Hochspannung am besten einsetzt.
Indem Sie gedanklich etwas unternehmen, können Sie sich in Krisensituationen Ablenkung verschaffen.
Gefühle ersetzen bedeutet eine Situation zu schaffen, die ein angenehmes Gefühl auslösen kann, z. B. eine Komödie im Fernsehen anschauen, wenn Sie Angst haben.